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Abstract

Rationale zur Testung des kardiovaskulären Risikos bei Patienten mit COX-2-Hemmern anhand des Biomarkers NT-proBNP by Evangelos Giannitsis

Die Behandlung mit COX-2-Hemmern birgt auf Grund der selektiven Hemmung der PGI2-Synthese ein potentielles Risiko für ein verstärktes Auftreten thrombotischer kardiovaskulärer Ereignisse und für das erstmalige Auftreten oder eine Verschlechterung einer vorbestehenden Herzinsuffizienz. Besonders gefährdet sind ältere Pa- tienten, insbesondere bei einer ischämischen Herzerkrankung, einer Hypertonie oder einer Herzinsuffizienz in der Anamnese. Eine Hauptindikation für selektive COX-2-Hemmer ist die chronische Behandlung von Patienten, die an einer chronischen Polyarthritis oder einer Osteoarthritis leiden. Diese Patienten weisen allerdings eine hohe Exzessmortalität auf, die vor allem auf kardiovaskuläre Ereignisse oder auf eine Herzinsuffizienz zurückgeführt wird. Der Einsatz von unselektiven Antiphlogistika und COX-2-Hemmern ist in diesen Patientengruppen mit einem höheren potentiellen Risiko assoziiert. Insgesamt wurden weltweit bis zu seiner freiwilligen Rücknahme mehr als 80 Millionen Menschen mit Rofecoxib behandelt. Die hohe Zahl von Patienten, die weiterhin mit COX-2- Hemmern behandelt werden oder bei denen der Einsatz von COX-2-Hemmern beabsichtigt ist, rechtfertigt den Einsatz eines biochemischen Markers, der als Screeninginstrument zunächst diejenigen Patienten anzeigen soll, die trotz fehlender Symptome „krank“ sind. Bei asymptomatischen Patienten mit NT-pro BNP-Werten unterhalb des Cut-offs sollten diejenigen Patienten weiter abgeklärt werden, die ein besonders hohes Risiko aufweisen. Die Erkennung dieser Risikofaktoren ist in der Regel durch eine gezielte Anamnese unter Zuhilfenahme eines etab- lierten Risikoscores (z.B. PROCAM-Score) möglich. Diese Risikopatienten sollten dann ebenfalls einer intensiven diagnostischen Abklärung zugeführt werden. Dagegen sollten symptomatische Patienten oder solche mit erhöhten NT-proBNP-Werten primär dieser intensiven kardiovaskulären Diagnostik zugeführt werden, bevor über den möglichen Einsatz von COX-2-Hemmern entschieden wird. Als Bestandteil dieser umfangreichen Abklärung kann die Bestimmung von NT-proBNP helfen, die Richtigkeit der Diagnose und die prognostische Einschätzung zu verbessern. Mit Ausnahme der Patienten, die Symptome einer instabilen koronaren Herzerkrankung, einer drohenden Hirnischämie, eines unkontrollierten arteriellen Hypertonus oder einer dekompensierten Herzinsuffizienz aufweisen, ist der Einsatz eines COX-2-Hemmers mit besonderer Vorsicht möglich. Eine Beendigung der Therapie empfiehlt sich, wenn klinisch eine Verschlechterung spezifischer Symptome dieser Patienten zu beobachten ist (Fachinformation). Eine Verlaufskontrolle mit NT-proBNP (Monitoring) kann dabei hilfreich sein, eine drohende kardiale Dekompensation früher zu erkennen, um geeignete Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

DOI: Clin. Lab. 2005;51:73-83